SY Seewolf

Mein Segel-Blog


ausgebremst

So schnell kann es gehen. Die Planungen für den Segelsommer 2020 laufen auf Hochtouren. Die Route steht. Die Crews haben sich gefunden. Die Flüge und Zugverbindungen für An-und Abreise sind gebucht. Die Skipperin schreibt To-Do-Listen und aktualisiert die Seekarten. Die Vorfreude steigt von Tag zu Tag und bei dem schönen sonnigen Frühlingswetter sind wir in Gedanken schon in den schwedischen Schären, segeln an kleinen roten Holzhäusern vorbei, liegen mit Heckanker an einer einsamen Schäre, gehen morgens schwimmen und grillen abends auf den Felsen beim Lagerfeuer unsere Würstchen.

Doch dann kommt alles anders: CORONA ! Shutdown, Kontaktbeschränkungen, weltweite Reisewarnung, Einreisestopp für Touristen in die norddeutschen Küstenländer und auf die Inseln der Nord-und Ostsee, gesperrte Sportboothäfen. Nix geht mehr. Die ganze Welt im Stillstand. Und niemand weiss, wie lange dieser Zustand andauern wird, ob Seewolf diesen Sommer überhaupt ins Wasser kommt, und ob wir unseren geplanten Schweden-Törn durchführen können. Fragen über Fragen.

Die Skipperin gibt die Hoffnung nicht auf, aktualisiert weiter die Papierseekarten und lässt auf dem Gartenteich kleine Papierschiffchen zu Wasser. Was soll man auch sonst tun in diesen Zeiten?

Doch dann ein Lichtblick: Schleswig-Holstein will Anfang Mai die Sportboothäfen öffnen, und die Einreise „zur Ausübung kontaktarmer Sportarten“ soll dann auch möglich sein…… Jetzt aber schnell die Seekarten fertig machen …..


Safety First

Wer jemals versucht hat, mit vollem Ölzeug, Stiefeln und ausgelöster Rettungsweste in eine Rettungsinsel einzusteigen, der weiss, dass er das auf See nie erleben möchte. Das ist schon im Hallenbad bei glattem Wasser und 25 Grad Celsius Wassertemperatur schwer genug. Um wieviel schwerer wird es aber erst im Ernstfall sein. Bei Sturm, Regen, aufgepeitschter See, 4 Meter Welle und vielleicht auch noch im Dunkeln bei einer Wassertemperatur von nur 4 Grad Celsius…… Nein, das brauche ich nicht und so eine Situation gilt es so gut es geht zu vermeiden.

Trotzdem ist es wichtig zu wissen, was im Unglücksfall zu tun ist, die Crew im Vorfeld einzuweisen und Ruhe zu bewahren, damit an Bord keine Panik ausbricht.  Deshalb hat die Skipperin nun schon zum zweiten Mal an einem Sicherheitsseminar teilgenommen, um all diese Kenntnisse aufzufrischen.

Zwei volle Tage Theorie und Praxis: Sicherheit auf See, Sicherheitsausrüstung, praktische Übungen im Schwimmbad, Signalmittel, Brandschutz, Brandursachen, Brandvermeidung und Brandbekämpfung, praktische Übungen Gasbrand, Benzinbrand usw.

Nach erfolgreicher Absolvierung des Sicherheitsseminars darf die Skipperin sich jetzt mit  dem Status „World Sailing Approved“ schmücken. Und für die Crew hat sie schon im Januar auf der Boot zwei neue Sicherheitsleinen gekauft, damit es künftig noch mehr Freude bereitet, sich an Bord einzupicken.


ganz schnell

Und dann geht alles ganz schnell. Von Kröslin über den Greifswalder Bodden nach Stralsund. Wind 6 Bft. aus Süd, bedeckt, später Regen, kühl. Ein wilder Ritt im Doppelpack mit „Bellatrix“. Heissa. Als Belohnung für unsere schnelle Fahrt müssen wir über 2 Std. auf die Öffnung der Ziegelgrabenbrücke vor Stralsund warten und fahren mit unserem Track Strickmuster auf die elektronische Seekarte des Plotters.

In Stralsund können wir Fehmarn schon fast riechen. Nur noch drei Etappen. Wieder viel Wind, wieder schnell. Auf den letzten 27 Seemeilen von Kühlungsborn nach Fehmarn kratzt „Seewolf“ bei Windstärke 6-7 Bft. aus SW mit konstant um 8,5 kn. Geschwindigkeit permanent an seiner Rumpfgeschwindigkeit. Das mag er nicht und wird zunehmend schwer steuerbar. Wir haben ein Einsehen und gehen ins 3. Reff. Seewolf dankt es uns und schiesst mit immer noch 6,5 kn. Geschwindigkeit auf den Heimathafen zu.

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SOUTH COAST BALTIC Boating Rally 2019

Am 4. August startet in Svaneke auf Bornholm die SOUTH COAST BALTIC Boating Rally 2019. 28 Boote segeln in einer internationalen Flottille zuerst zur polnischen Küste, nach Darlowo, Kolberg und Swinemünde, dann ins Stettiner Haff bis nach Stettin und weiter über den Peenestrom und den Greifswalder Bodden nach Krummin, Greifswald und Kröslin.

 

Ein Highlight jagt das nächste: Welcome Party in Svaneke, Barbecue-Abende in Polen mit leckeren polnischen Spezialitäten und polnischen Shanties, „beer by the boats“, Fahrradtouren auf Usedom, Besuch der Kaiserbäder, Sektempfang durch die Bürgermeisterin von Heringsdorf auf der historischen Seebrücke in Ahldorf, deutsch-polnische Beachparty, 2 Tage Feuerwerksfestival in Stettin, und, und, und….

„Seewolf“ avanciert zum Superstar und ist gefragtes Fotomotiv für das morgentliche Fotoshooting. Da nehmen die Skipperin und ihre Crew es gerne in Kauf, schon um halb 6 morgens die warmen Kojen zu verlassen um pünktlich zum Sonnenaufgang vor den Molenköpfen von Svaneke, Darlowo, Kolberg und Swinemünde im Trio mit „Iguazu“ und „Elpina“ ein Wasserballett der besonderen Art zu präsentieren. Die Regieanweisungen kommen per Funk an die bei einer steifen Brise unter voller Besegelung dicht beieinander segelnden Boote: auf das Kommando „Tack“ leitet das Trio synchron die Wende ein – perfekt. Weiter geht es in entgegengesetzter Richtung bis zum nächsten“Tack“… „Tack“… „Tack“…..  Und über allem schwebt die Drohne mit der Kamera.

Wir lassen es uns nicht nehmen, den interessierten Zuschauern ein Hafenkino der besonderen Art zu präsentieren. In Swinemünde steigt Andy in den 20 Meter hohen Mast, weil der defekte Windgeber repariert werden muss. Die Reparatur ist nur teilweise erfolgreich. Zwar wird die Windstärke jetzt wieder angezeigt, aber die Windrichtung stimmt nicht mehr. Und so darf in Stettin auch die Skipperin noch einmal Höhenluft schnuppern und sich als Fotomotiv in der Mastspitze präsentieren.

Gesegelt sind wir natürlich auch; und zwar – wie könnte es anders sein –  meist hart am oder gegen den Wind. Und das bei Windstärken von 6-7 Beaufort! Jetzt würden wir uns den Ostwind wünschen, gegen den wir auf dem Zubringertörn nach Svaneke angekämpft haben. Aber Rasmus hat trotz grosszügiger Opfergaben kein Erbarmen: Wind aus Südwest; und das heisst gegenan.. ..

Bei der Abschiedspartyin Kröslin kommt etwas Wehmut auf. Die vergangenen 12 Tage haben die Crews zusammengeschweisst. Noch einmal gibt es ein üppiges Barbecue, Bier und Live-Musik. Martina präsentiert allen Teilnehmern eine Fotoshow mit einer Auswahl der schönsten Fotos von der Rally. Dann heisst es Abschied nehmen; die Wege trennen sich. Good bye, auf Wiedersehen, „see you again“…..

 


Ostwind

Ende Juli entflieht die Skipperin der Hitzewelle im Rheinland und fährt gen Norden. Start des Sommertörns 2019, der uns nach Polen und ins Stettiner Haff führen soll. Kurs Ost also. Dumm nur, dass sich in der Ostsee eine stabile Ostwetterlage aufgebaut hat, die uns für eine Woche Starkwind aus Ost voraussagt. Mmmm. Dann starten wir doch erst mal Richtung West; wir haben ja Zeit . Bei Windstärken von konstant 6-7 Bft. schiessen wir mit gerefften Segeln zunächst westwärts nach Spotsbjerg/Langeland, dann Richtung Nord nach Agersø und weiter durch das Smålandfahrwasser nach Stubbekøbing. Segeln vom Feinsten. Sportlich anspruchsvoll. Wir sind im Segel- und im Geschwindigkeitsrausch; testen auch den neuen Autopiloten mit der Windsteuerungsfunktion und sind begeistert. Er steuert sicher durch alle Böen und Winddreher, auch bei 7 Bft. Wind und 2 Meter Welle. Solide Leistung. Wir taufen ihn auf den Namen „Angie“.

Als wir nach 4 Tagen in Klintholm/Møn ankommen, ist das Teakdeck salzverkrustet. Die Spinnenkolonie, die „Seewolf“ auf Fehmarn in Abwesenheit der Skipperin geentert hatte, ist salzgepökelt. Wir starten eine grossangelegte Säuberungsaktion und spülen die Salzleichen von Bord. Den restlichen Spinnen, welche die Pökelaktion unbeschadet überstanden hatten, rücken wir mit anderen Mitteln zu Leibe. Wirksam, wie sich am nächsten Morgen zeigt: Massensterben im Yachthafen von Klintholm .

Bei immer noch starkem Ostwind geht es weiter über Ystad nach Bornholm. In Svaneke nisten wir uns erst mal für 2 Tage ein und geniessen den dänischen Sommer.

 


Links eröm und rechts eröm

Am Pfingstwochenende geht es mit Burkhard nach Kiel/Strande. Der neue Autopilot muss noch kalibriert werden. Mit dem Mechaniker an Bord fahren wir raus und drehen Kreise : links herum und rechts herum (auf kölsch: links eröm und rechts eröm). Nach ca. 1 Stunde ist uns fast schwindlig vom vielen kreisen, aber der neue Autopilot arbeitet einwandfrei. Neben uns macht der Kieler Seglernachwuchs Regattatraining. Auf ihren sportlichen Jollen heizen sie um die ausgelegte Wendetonne. Links eröm und rechts eröm, ….

Auf unserem Rückweg nach Fehmarn müssen wir die Hohwachter Bucht umfahren. Schiessübungen. In der nordwestlichen Ecke ist niemand zu sehen; da könnte man doch etwas „schnibbeln“….  Unsere Kursänderung von nur 2 Grad bleibt nicht unentdeckt: „Segelyacht Seewolf für Todendorf Marine Radio“ tönt es aus unserer Funkanlage…..