SY Seewolf

Mein Segel-Blog


12 Grad und Regen

Nein, so haben wir uns den norwegischen Sommer nicht vorgestellt. Die Temperaturen bewegen sich bei konstanten 12 Grad Celsius, es schüttet wie aus Eimern, und der Wind macht was er will. Weht entweder gar nicht oder zu stark; aber jedenfalls immer von vorne und reisst dann auch noch beim Vorsegel eine Naht auf. Die Webasto-Standheizung läuft im Dauerbetrieb und das Early-Morning-Coffee-Meeting wird zum Ritual:  Lagebesprechung in der Kommandozentrale in der Achterkabine 😀. Stavanger im Regen, Leirvik im Regen, Bergen im Regen. Die schöne Landschaft, die wir im Dunst und Nebel nur erahnen können, strahlt uns in den Häfen auf bunten Hochglanzbroschüren entgegen. Nein, so haben wir uns den norwegischen Sommer wirklich nicht vorgestellt 🙁. Zu allem Überfluss legt dann auch noch die Standheizung eine unplanmässige Pause ein. Nach 2  Tagen Dauerregen in Bergen und Reparatur der Standheizung kommt er endlich: der norwegische Sommer. Blauer Himmel, Sonne, Temperatur um 24 Grad , grandiose Landschaften, toller Segelwind…..⛵⛵⛵. Ja, so haben wir uns das vorgestellt…..so kann es bleiben…….


Auf nach Norwegen

Mit neuer Crew soll es von Hals in Dänemark nach Norwegen gehen. Unser Ziel ist Bergen und die SAR-Crew ist hochmotiviert. SAR – das steht hier nicht für Search And Rescue, sondern für Siegfried, Albrecht, Renate. In dieser Besetzung haben wir im letzten Jahr Danzig-Riga bewältigt; und nun der grosse Schlag nach Norwegen. Aber zunächst müssen wir den Limfjord von Ost nach West durchfahren. Das sind 60 sm Tonnenstrich bei schwülem, sonnigen Sommerwetter und Seehunden auf Steuerbord. Aber aufgepasst! Wo die Seehunde sind, ist es flach…..sehr flach! Nach einem stürmischen Zwischenstopp in Nykøbing/Mors dann noch einmal 35 sm auf der Kreuz bei Wind 4-6 Beaufort gegenan bis Thyborøn auf der Westseite des Limfjords. 2 Stunden Pause, Mittagessen, etwas ausruhen. Dann wieder abgelegt, Ziel Egersund/Norwegen. Schon bei der Ausfahrt aus dem Limfjord haben wir sehr unruhiges Wasser und ordentlich Gegenströmung. Hinter den Molenköpfen schlägt das Universum dann erbarmungslos zu. Das Meer ist noch aufgepeitscht von dem gestrigen Sturm. Eine extreme Kreuzsee macht Seewolf zum Spielball der Naturgewalten. Rodeoritt durchs Wasser. Keine Chance, das Schiff einigermassen vernünftig zu steuern. Wir haben verstanden, kehren um und fahren wieder zurück in den sicheren Hafen von Thyborøn. Am nächsten Tag ist es besser. Der Wind weht nur noch mit konstanten 4-5 Bft. aus WSW, die See ist immer noch sehr unruhig, aber beherrschbar, und wir können hart am Wind Kurs Egersund anlegen. 130 Seemeilen liegen vor uns; ein sonniger Tag und eine kalte Nacht auf See. Es wird eine flotte, aber anspruchsvolle Überfahrt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6,5 Knoten. Um 23:30 sehen wir Kap Lindesness auf Steuerbord querab. Weiter geht es durch die Nacht, in der es so kurz vor Mittsommer nicht mehr ganz dunkel wird. Morgens um 8 Uhr erreichen wir Egersund und machen Seewolf im sicheren Hafen fest. Norwegen, hier sind wir – nun kann es weiter gehen…..


Familiencrews

Über die Pfingsttage ist Wassercamping angesagt. Mit Bruder und Schwester geht es nach Fehmarn und wir lassen es uns gut gehen. Ausschlafen, Strandspaziergang, Hafenfest, Inselrundfahrt und eine Runde Schnuppersegeln. Wir geniessen die Fischbrötchen in der Fischereigenossenschaft und sind jeden Abend Stammgäste im „Goldenen Anker“. Fisch zum Sattessen!!!

Dann geht es endlich los. Schwester fährt, Nichte kommt, Bruder bleibt. Über Bagenkop und Korsør segeln wir durch den Grossen Belt nach Ballen auf Samsø. Hier ist endlich mal Sommer! Aber nur für einen Tag. Dann frischt der Wind schon wieder auf und es folgen noch zwei lange und anspruchsvolle Schläge nach Grenaa und nach Hals. Mit der aufgehenden Sonne verlassen wir Grenaa morgens um 5 Uhr und schlängeln uns im Schutz der Küste nach Norden. Wir erreichen Hals am Eingang des Limfjords um die Mittagszeit in strömendem Regen, aufgepeitschter See und 30-31 kn Wind (7 Beaufort). Legen ein 1-A-Anlegemanöver hin und uns dann erst mal für 3 Stunden zum Schlafen in die Kojen. Die Segelgreenhorns haben ihre Feuertaufe mit Bravour bestanden! Kompliment.