SY Seewolf

Mein Segel-Blog


Segeln und Wandern

Bergen -Kristiansand mit Peter und Jürgen

Wer mit der Skipperin nach Norwegen segelt, der sollte neben regenfester Segelkleidung auch eine geeignete Wanderausrüstung einpacken. Sonst kann es ihm gehen wie Jürgen, der sich im Hardangerfjord neue Wanderschuhe kaufen muss. Sein Leichtschuhwerk hat nämlich schon die erste Wanderung auf den Hausberg von Rosendal nicht überstanden. Dabei haben wir doch nur den „Familienwanderweg“ und nicht den „feuchten“ Weg gewählt. So jedenfalls die Klassifizierung des norwegischen Ehepaares, das uns im glitschigen Aufstieg leichtfüssig überholt. Mit neuem Schuhwerk wandern wir am nächsten Tag von Sundal bis zum Gletschersee Bondhusvatnet, wo wir einen herrlichen Blick auf den Folgsfonn-Gletscher haben. Diesmal ist der Weg wirklich trocken und das bischen Nieselregen auf dem Rückweg nehmen wir schon gar nicht mehr wahr. Von Rosendal segeln und motoren wir über Haugesund nach Stavanger, wo wir bei herrlichem Sommerwetter den berühmten Preikestolen erklimmen. Ein grandioser Blick von dem atemberaubenden Felsplateau auf den tief unter uns liegenden Lysefjord belohnt uns für die Mühen des Aufstiegs. Einfach grossartig!  Den kulinarischen Höhepunkt unseres Törns erleben wir in Korshavn; hier gibt es frische „krabs“ zu kaufen. Die vermeintlichen Nordseekrabben entpuppen sich als sog. Wollhandkrabben. Der Sohn des Fischers meint es gut mit uns und liefert uns frei Schiff für ca. 10 Euro eine riesige Plastiktüte mit ca. 25-30 dieser handtellergrossen Krustentiere. Mit den schönsten Exemplaren machen wir erst mal ein Fotoshooting an Deck. Danach mutiert die Pantry zur Grossküche und im Cockpit wird die Werkzeugkiste bereit gestellt. Mit scharfen Messern, Wasserpumpenzange, Spitz- und Flachzange gehen wir mehr oder weniger fachmännisch zu Werke um die harten Panzer und Scheren zu knacken. Wir werden satt und die sterblichen Überreste werden am nächsten Tag vor Kap  Lindesness einer würdevollen Seebestattung zugeführt. Der leichte Fischgeruch begleitet uns noch ca. 2  Tage an Bord und hat wohl auch eine Qualle angelockt, die über den Toilettenzulauf den Weg in unser Schiff gesucht und gefunden hat. Das Ergebnis soll hier nicht näher ausgeführt werden….. Zum Abschluss des Törns wollen wir von Mandal nach Kristiansand noch einmal schön segeln. Aber aus angesagten 3-4 Bft am Wind werden 5-6 Bft. gegenan bei hackiger See und Dauerregen und so bleiben uns nur die letzten 6 Seemeilen Genusssegeln unter Genua in der Sonne.


Segeln in den Fjorden

Segeln in den norwegischen Fjorden – das ist ein ganz spezielles Thema. Das heisst, eigentlich ist es gar kein Thema, denn in den norwegischen Fjorden gibt es fast keine Segler. Weil…… im Grunde kann man hier gar nicht segeln; jedenfalls nicht richtig. Meistens gibt es sowieso keinen Wind, weil die hohen Berge den Wind  abhalten. Dann muss man motoren. Und wenn dann doch mal Wind da ist, dann kommt er entweder genau von vorne oder genau von hinten; und zwar egal, in welche Richtung man gerade fährt. Das ist so, weil der Wind sich dem Verlauf des Fjords anpasst. Und weil er dann auch noch vor und hinter jeder Kurve seine Stärke ändert, muss man auch bei Wind meistens motoren. Der Strom kommt sowieso immer mit 1-2 kn. von vorne.

All das schreckt uns aber nicht ab! Mit Siegfried und Andy machen wir uns auf zum Sognefjord. Fahren am ersten Tag von Bergen durch den Herdlefjord (unter Motor) zur Insel Fetje. Am nächsten Tag geht es bei 4-5 Bft. Wind aus Süd unter Segeln in den Sognefjord! Flotte Fahrt. Herrlich. Wenn es nur nicht so viel regnen würde. 😂 Der aufgespannte Regenschirm bietet dem Rudergänger nur eingeschränkten Wetterschutz ☔️. Übernachtung in Bjordal am Pier vor dem Kaufmannsladen. Weiter durch den Sognefjord – teils unter Motor, teils unter Segeln- , an Balestrand vorbei in den Fjærlandsfjord. Im Hintergrund ist in der Sonne schon der Jostedalsbreen zu sehen, der grösste Gletscher des europäischen Binnenlandes. Am Ende des Fjordes liegt der kleine malerische Ort Fjærland, eingebettet in eine traumhafte Landschaft am Fusse des Gletschers. Hier machen wir fest und verleben in einer Bilderbuchlandschaft zwei perfekte Tage. Sommer in den norwegischen Fjorden, wie es besser nicht sein könnte. Besuch des Gletschermuseums, Ausflug zu den Gletschern, Wanderung zu den Wasserfällen mit Picknick in der unberührten Natur, Kaffeetrinken im traditionsreichen Hotel Mundal. In der Abendstimmung posieren Seewolf und die Skipperin als Fotomotiv für die koreanischen Touristen. Am nächsten Tag mit dem Bus durch den grossen Tunnel auf die andere Seite des Gletschers nach Skei. Dort machen wir eine weitere schöne Bergwanderung und Andy kauft sich eine neue „Regnbukse“. Die wird auf der Fahrt nach Skjerjehamn auch gleich einem ersten Belastungstest unterzogen. Am letzten Tag geht es bei perfekten Segelbedingungen, Wind NW 3-4 Bft. und Sonne, unter Segeln durch den Fedjefjord und den Hjeltefjord zurück nach Bergen. Wer sagt eigentlich, dass man in den norwegischen Fjorden nicht segeln kann ?…..