SY Seewolf

Mein Segel-Blog


Vollgas durch die Schären

Mit Horst und Felix soll es von Stockholm zurück nach Kalmar gehen. Ca. 300 Seemeilen liegen vor uns und wir hoffen auf gute Wetter-und Windbedingungen für unseren Törn Richtung Süd/Südwest. Grinda, Bjornö, Utö, Landsort, die Crew spielt sich ein. Wir haben wechselhafte Bedingungen. Mal mehr Wind, mal weniger Wind, mal Regen, aber überwiegend Sonne. Wir wenden und halsen auch da noch, wo alle anderen Segler schon unter Motor fahren. 27 Wenden allein auf der Strecke zwischen Bjornö und Utö. Alle Handgriffe sitzen; jetzt kann der angesagte Ostwind kommen. Und er kommt…… 4 Tage strammer Ostwind, 4- 6 Beaufort, und wir auf Kurs Süd. Perfekt. Da geht die Post ab. Mit voller Speed segeln wir durch das enge Schärenfahrwasser. Mit Gross und Genua im 3. Reff machen wir durchgängig ca. 7,5 kn. über Grund! Die Logge pendelt sich bei 8 – 8,5 kn. ein. Mit minimalem Abstand rauschen wir voll konzentriert an den Felsen und ausgelegten Spieren vorbei. Huiiii, Huiiiii, Huiiii. Fast schon unheimlich. Die Speed-Crew gibt alles und knackt jeden Tag einen neuen Geschwindigkeitsrekord. Die Schwedische Gastlandflagge hält der Dauerbelastung nicht mehr Stand und löst sich in Fetzen auf. Gut, dass die umsichtige Skipperin Ersatz an Bord hat. Die Ersatzflagge ist zwar etwas kleiner als die alte Gastlandflagge, aber dafür bietet sie auch weniger Windwiderstand. Auf den letzten 20 Seemeilen von Borgholm/Öland nach Kalmar wird die Speed-Crew ausgebremst. Die Wiederentdeckung der Langsamkeit. Ein Hauch von Wind, nur 1 – 2 Beaufort von achtern. Wir geben wir immer alles und segeln auch jetzt noch, wo alle anderen Segler schon unter Motor fahren. Mit ausgestelltem Gross und Bullenstander hungern wir uns im Schneckentempo auf dem spiegelglatten Kalmarsund Richtung Süden. Die Speed-Crew übt sich in Geduld…..


Kreuzfahrt durch die äusseren Schären

Jürgen und Anne haben den Sommer mitgebracht. Nicht nur Sonne; das wäre ja nichts Neues. Sondern auch die dazu passenden Temperaturen. Das kennen wir ja noch gar nicht! Wir segeln nach Grinda und erwandern die Insel auf dem Naturstieg. Es ist August und die Blaubeeren sind reif. Der Waldboden ist bedeckt von wilden Blaubeerpflanzen und durch das Grün ihrer Blätter schimmern blau die kleinen reifen Beeren. Hände und Mund werden schnell blau und der Magen bekommt seine Extraportion Obst. Von Grinda geht es weiter erneut nach Sandhamn. Die Wetterlage ist stabil. Da können wir es wagen, in die äusseren Schären hinauszusegeln. Nur noch kahle flache Felsen gibt es hier. Keine Bäume mehr, kaum Vegetation, nur Felsen und Wasser. Und jetzt auch uns! Abseits der Standardrouten segeln wir durch das Björkskärs-Schärenfahrwasser. Dann der Stora Nassa Schärengarten. Huiii, hier ist es ja noch enger! Vorsichtig navigieren wir zwischen den unzähligen kleinen Inseln und Felsen hindurch. Und weil es so eng ist und sich dicht unter der Wasseroberfläche noch weitere Felsen verstecken, fahren wir hier vorsichtshalber mal lieber unter Motor. Sicher ist sicher. So können wir auch entspannter die grossartige Natur geniessen. Unbeschreibliche Eindrücke. Der Rückweg nach Möja bringt uns sportliches am-Wind-Segeln bis zur Ankerbucht von Ostholmen. Der Anker fällt und ein perfekter Segeltag neigt sich dem Ende zu. Noch immer berauscht von dem tollen Segeln und den einzigartigen Natureindrücken lassen wir den Tag im Cockpit ausklingen. Ankerbier statt Anlegebier. Einige Tage später lassen wir den Anker in der Bucht Napoleonsviken fallen. Es heisst, dass hier schon Napoleon gebadet hat. Und jetzt wir….. Und wieder Ankerbier statt Anlegebier. Man kann sich gut gewöhnen an die Ruhe der sogenannten Naturhäfen.


Do you like the swedisch Summer?

Mit Mike und Birgit auf dem Rückweg von den Åland-Inseln nach Stockholm: Kurz nach Mitternacht. Es ist stockfinster, heftiger Regen ergiesst sich kübelweise über uns, der Wind peitscht mit 8-9 Beaufort und die wenigen Schiffe an dem kleinen Steg auf Arholma tanzen wild in ihren Festmacherleinen. Seewolf liegt fest und sicher. Trotzdem sind wir in voller Montour mit unseren Segelanzügen draussen und helfen, wo wir helfen können. Der Heckanker einer kleinen X-Yacht hat sich gelöst. Das Schiff muss mit vereinten Kräften vom Steg weggedrückt werden. Die 40 Fuss-Yacht neben uns ist auch schon auf Tuchfühlung mit dem Steg. Gut, dass wir noch einen Fender übrig haben, mit dem das Schiff abgepuffert werden kann. Die X-Yacht legt ab, fährt hinaus und kreist in der Dunkelheit. Gespenstisch. Wir schalten unser Funkgerät ein, um bei Bedarf Funkkontakt zu ihr aufnehmen zu können. Jeder hilft jedem. Ein Motorboot sichert sich zusätzlich ab, ein anderes verlegt und geht längsseits zum Steg. Die X-Yacht will längsseits an das Motorboot. Gar nicht so einfach bei dem Sturm und in der Dunkelheit. Mit Taschenlampen beleuchten wir das Wasser und die Heckleinen der Schiffe. Und dann, gegen ein Uhr früh, als alle Schiffe gesichert sind, kommt diese Frage: „Do you like the swedisch Summer?“  Hmmm…. Am nächsten Morgen ist der Spuk vorbei. Die Schiffe liegen wieder ruhig an ihren Leinen und die Bucht ist eingetaucht in einen Nebelschleier. Heute ist Saunatag. Idyllisch liegt das kleine Saunahäuschen am Waldrand und ein schmaler Steg führt von dort zum Wasser. Doch bevor es losgehen kann, muss erst mal eingeheizt werden. Das Holz dazu müssen die Crews selbst hacken. Praktisch, dass die Schweizer vor uns schon ordentlich eingeheizt haben und gut, dass sie auch gleich den Holzvorrat für die ganze Woche gehackt haben. Das macht es für uns deutlich komfortabler. Entspannung im Schwedischen Sommer. Arholma gefällt uns: die Natur, die Ursprünglichkeit. Gerne würden wir noch länger bleiben, doch die See ruft wieder. Über Lidö, Möja und Säck segeln wir nach Sandhamn, dem Segelmekka Nordschwedens. Kontrastprogramm. Hier ist Betrieb, nix mehr mit Einsamkeit. Und die Sauna wird auch nicht mit Holz, sondern elektrisch geheizt. Zurück in der Zivilisation. Trotzdem schön. Wir sitzen auf dem hohen Felsen am Ortseingang, beobachten die ein-und auslaufenden Schiffe und stellen uns vor, hier im Winter mal eine Woche in einem kleinen Ferienhaus zu verbringen. Yes, we like the swedisch Summer.