SY Seewolf

Mein Segel-Blog


Der kalte Mann und das Meer

Nach sommerlichen Mai-Tagen im Rheinland holt uns Anfang Juni auf der Ostsee der Winter wieder ein. Temperaturen nur knapp im zweistelligen Bereich, nachts zum Teil noch kälter. Kalter Wind, kalte Nasen, kalte Hände, kalte Füsse,…. alles ist kalt. Wir fühlen uns als Hauptdarsteller in der Verfilmung von „Der kalte Mann und das Meer“ . Manchmal scheint auch die Sonne. Aber immer nur kurz. Sonne auf Samsø und Anholt; Regen und Starkwind in Kerteminde und auf Donsö. Und kalt bleibt es trotzdem. Aber der Wind ist gut; richtig gut. Und die Stimmung auch. Wir ergötzen uns an feinsinnigen Wortspielen, während Seewolf mit voller Speed durch das Kattegatt pflügt. Heissa, das macht Spass. Wenn es nur nicht so kalt wäre . Wir wärmen uns mit heissem Tee und heisser Suppe und abends mit Fleecedecken, gutem Essen und der Webasto-Heizung. Nach 12 gemeinsamen Tagen erreichen wir „Goethe“burg. …. ( oder doch Göteborg ???).  Peter und Carsten gehen von Bord und die Skipperin wartet jetzt sehnsüchtig auf die nächste Crew, die ihr ein neues Handy mitbringt. Das alte hat leider in Grenaa den freien Fall auf die Steine nicht überlebt….. Mit neuem Handy gibts dann auch wieder Bilder in diesem Blog. Und vielleicht bringt die neue Crew auch etwas Sonne und wärmere Temperaturen mit. Die dicken Wintersocken müssen jetzt nämlich bald mal gewaschen werden……

Jetzt auch mit Bildern. Danke Carsten.


Startklar 2022

Es ist mal wieder soweit. Das Frühjahr kommt und Seewolf darf die dunkle Winterhalle verlassen und wieder schwimmen. Alle Jahre wieder ist dies ein gleichermaßen arbeitsreiches wie spannendes  Ereignis. Denn die Skipperin weiss vorher nie, ob alles glatt laufen wird. Und so gibt es auch in diesem Jahr einige unvorhergesehene Unwägbarkeiten und technische Probleme zu bewältigen. Manche sind schnell behoben; andere bereiten der Skipperin und ihrem fleissigen Helfer Siegfried nachdenkliche Stunden. Die Vorstellung, dass einer von beiden mit dem Bootsmannsstuhl in die 20 Meter hohe Mastspitze steigen und dort in luftiger Höhe Windmesser und Ankerlicht überprüfen soll, trägt nicht unbedingt zur Erheiterung bei. Glücklicher Weise haben Windmesser und Ankerlicht ein Einsehen (oder war es Mitleid ??), und nehmen mit eintägiger Verspätung von sich aus den ordnungsgemäßen Betrieb auf. Und auch der Kühltechniker meint es gut mit uns und wechselt kurz vor unserer Abreise noch schnell den defekten Lüfter vom Kühlschrank aus und füllt das Kühlmittel auf. Wäre auch schade gewesen, wenn wir den ganzen Sommer warmes Bier hätten trinken müssen…..

 


Familienbande

Julia und Patrik sind jung und sportlich. Sie lieben die Natur und sie lieben Outdoor-Sport. Gesegelt sind sie noch nicht, aber das soll sich jetzt ändern. Hoch motiviert fahren sie mit der Skipperin nach Fehmarn zum Schnuppersegeln. Erste Etappe nach Heiligenhafen: Alles super. Sommer, Sonne, Ferienstimmung. Zweite Etappe nach Bagenkop: Wow, wie geil ist das denn! Perfektes Segelwetter und die beiden steuern Seewolf souverän durch die Ostsee. Es folgt ein romantischer Abend auf der Hafenmole. Dritte Etappe: Zurück nach Fehmarn auf am-Wind-Kurs und 5 Bft. Wind. Ja, auch das ist Segeln. Die beiden Youngster werden zunehmend ruhiger und überlassen der Tante und Skipperin jetzt auch wieder gerne das Ruder. Egal. Feuertaufe bestanden.

Von Fehmarn aus muss die Familiencrew nebst Skipperin mit dem Auto noch mal eben nach Malmö, um die andere Tante aus einer Notlage zu befreien und nach Hause zu kutschieren. Familienbande…..


keine halben Sachen

Stefan macht keine halben Sachen. Wenn der aufs Schiff kommt, dann will er Segeln. Und zwar richtig. Das volle Programm. Keine halben Sachen. Kann er haben. Der Wettergott meint es gut mit uns und beschert uns Anfang Juli eine Woche perfektes Wetter und perfekte Segelbedingungen. Den Motor brauchen wir nur für die Hafenmanöver ; alles andere wird ausgesegelt. Herrlich.  Stefan klebt am Steuerrad und die Skipperin navigiert. So geht es über Gedser und Stubbekøbing nach Vejrø. Mit den Bordfahrrädern erkunden wir die schöne Insel und wenn wir nicht aufgepasst hätten, dann wären wir über die Landebahn des Flughafens zurück zum Hafen gefahren.  Auch beim Essen machen wir keine halben Sachen. Jeden Abend wird in der Bordkücke ein Feinschmeckermenue zubereitet und stilvoll mit einer Flasche Wein im Cockpit verspeist. Man gönnt sich ja sonst nichts…..

In Marstal treffen wir uns mit Heike und Bernd. Schwelgen bei Rinderfilet und Rotwein in Erinnerungen an unseren gemeinsamen Segeltörn von Curaçao nach Kuba, klönen, lachen, und haben eine wunderbare Zeit zusammen. Von Marstal nach Kiel wirds noch einmal sportlich. Statt angesagter 4-5 Beaufort weht der Wind konstant mit 6-7 Beaufort. Heissa, da geht die Post ab. Keine halben Sachen. Volle Kanne schiessen wir über die Ostsee. Das macht Laune und wir kriegen das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.

Nach einer Woche Segeln vom Feinsten fährt Stefan von Kiel nach Hause. Rosemarie kommt an Bord und segelt mit der Skipperin und zwei neuen Plottern zurück nach Fehmarn. 55 Seemeilen gegenan aufgekreuzt bei Windstärke 3-4. Keine halben Sachen…..


Highlights

Herrliches Segelwetter: moderater Wind so um die 12-13 kn., glatte See, Sonne, wenngleich immer noch zu kalt für die Jahreszeit. Was solls, wir haben ja warme Kleidung. Nach kurzer Sicherheitseinweisung für die Crew legen wir ab. Schnell sind die Segel gesetzt und dann nimmt Seewolf Fahrt auf. Zieht wie auf Schienen an der Küste entlang Richtung Leuchtturm Staberhuk. Herrlich. Das sind die Bedingungen die wir alle lieben. Seewolf sowieso.  Stefan steuert sicher und souverän und hat seine Freude daran. Weiter geht es Kurs Gedser, wo wir aber wegen Corona noch gar nicht hin dürfen. Nach gut 2 Stunden die erste Frage nach dem Wendepunkt. Ach nee, läuft doch gerade so gut, und bei der Geschwindigkeit sind wir doch auch schnell wieder zurück. Also weiter…..

Kurz vor dem Erreichen des Verkehrstrennungsgebietes fahren wir dann doch unsere Wende und auf Gegenkurs zurück Richtung Heimathafen. Nur leider nicht mehr so schnell, denn der Wind lässt deutlich nach. Auch egal, wir haben ja Zeit, dann muss das Abendessen eben etwas länger warten. Über dem Festland braut sich eine schwarze Front auf. Bei uns flaut der Wind weiter ab. So werden wir nicht am Kap Staberhuk vorbei kommen. Was tun? Die Wende hilft uns nicht wirklich weiter bei nun fast Windstille. Wir überlegen gerade, uns mit Motorunterstützung vom Kap frei zu fahren, da kommt er wieder, der Wind. Urplötzlich, von Null auf 100. Na ja, nicht ganz. Genau genommen von 4 kn. auf 40 kn. und mit einem Winddreher von 180 Grad. Jetzt haben wir alle Hände voll zu tun. Viel zu viel Tuch für so viel Wind. So schnell können wir gar nicht reffen. Stefan steht wie ein Fels in der Brandung am Steuer. Das macht er wirklich gut.

Nachdem die Situation sich etwas entschärft hat und die Segel gerefft sind, nehmen wir wieder Fahrt auf und schiessen bei immer noch stürmischem Wind zurück in den Heimathafen. War das ein geiler Segeltag heute!

Die Woche bleibt stürmisch, zum Teil auch regnerisch, und so haben wir Zeit und Muße zum Erkunden der Insel: erneut zum Leuchtturm Staberhuk, diesmal auf dem Landweg, Strandspaziergang zum Leuchtturm Flügge, zum Jimi Hendrix Gedenkstein, nach Orth und nach Lemkenhafen. Und dank der Kochkünste von Karin und Stefan wird die Woche an Bord auch kulinarisch ein Highlight. Die Skipperin sagt danke. War toll mit Euch.


volles Programm

Nach einem Jahr Corona- Pause ist die Skipperin wieder voll in ihrem Element. Und so war der April ausgefüllt mit Arbeit. Hier ein kleiner Eindruck vom umfangreichen Arbeitspensum:

In der deutschen Ostsee hat die Skipperin unzählige Messtonnen ausgelegt und eingezogen,  in Dänemark und in Schweden neue Fischzuchtanlagen angelegt und andere abgebaut, sie hat Verkehrstrennungsgebiete ausgewiesen und Schifffahrtswege geändert, Steine eingemessen, Unterwasserkabel ausgelegt, Leuchtfeuerkennungen geändert, Baken abgebaut, Betonnungen geändert, und, und, und…..

Ganz schön anstrengend ;-) . Aber die viele Arbeit hat sich gelohnt. Jetzt sind alle Papierkarten aktualisiert. Wie schön.

Und seit dem 27. April schwimmt Seewolf wieder. Auch viel Arbeit, aber hat alles gut geklappt. Nach vier Tagen Kälte bei einstelligen Temperaturen freut sich die Webasto-Standheizung über eine neue Sicherung. Der neue Aussenborder ist startklar. Jetzt gibts für die Skipperin keinen Grund mehr, das Schlauchboot in der Backskiste zu lassen :-) . Und der erste Probeschlag mit Seewolf bei bestem Segelwetter war ein Genuss. Nur der alte Plotter und die neue digitale Seekarte haben noch ein Kommunikationsproblem. Die wollen einfach nicht miteinander. Mmmmmm, echt ppplöööt……. Da kommen wohl noch neue Herausforderungen auf die Skipperin zu…..