SY Seewolf

Mein Segel-Blog


Tallin – Mariehamn

Mit Peter und Burkhard soll es von Tallin durch die finnischen Schären und die Åland-See nach Mariehamn auf den Ålands gehen. Etwas mehr als 200 Seemeilen. Unser erstes Ziel ist Hanko an der Südwest-Spitze Finnlands. Bis dahin sind es Luftlinie von Tallin gut 60 Seemeilen nach Nordwest. Angesagt ist Wind aus West, der später auf Nordwest drehen soll. Unser Plan ist es, mit dem Westwind zunächst zügig den finnischen Meerbusen zu queren und dann mit NW-drehendem Wind Kurs West auf Hanko zu nehmen. So der Plan. Tatsächlich kommt der Wind dann zunächst von WNW, so dass wir die finnische Küste deutlich östlicher erreichen als geplant. Und dann, als wir West fahren müssen, dreht der Wind auch auf West. Was macht der Segler bei Gegenwind? Richtig. Kreuzen. Schönes Segeln, aber bei zunehmendem Wind ein zunehmend mühsames und zeitraubendes Geschäft. So werden aus geplanten 60 Seemeilen schnell 85 Seemeilen und wir erreichen Hanko erst nachts um 1 Uhr nach 19 Stunden auf See. Auch egal, ist ja noch fast hell. Die 2 Stunden “ Dunkelheit“ bis 3 Uhr in der Frühe überbrücken wir im Cockpit mit einigen Dosen Anlegebier. Erst dann geht es für 4 Stunden in die Koje. Um kurz vor 11 Uhr legen wir wieder ab, nehmen erneut Kurs West und tauchen ein in die finnische Schärenlandschaft. Rosala, Jurmo, Kökar, Degerby. Überschaubare Tagesetappen von 25 bis 30 Seemeilen. Entspanntes Segeln bei nördlichen Winden um 3-4 Beaufort. Was uns begeistert ist neben der fantastischen Landschaft die  Offenheit und Freundlichkeit der finnischen Segler, der wir überall begegnen. Wir erhalten Hilfe, wo wir sie benötigen und Hinweise auf lohnende Ziele. Man trifft sich im nächsten oder übernächsten Hafen wieder, begrüßt sich freundlich, und tauscht sich aus. Burkhard packt seine Ukuele aus, wir musizieren im Cockpit, der Engländer vom Nachbarschiff kommt spontan rüber, bringt für uns und den finnischen Nachbarn einen schottischen Single-Malt-Whisky mit und singt mit. Niemand fühlt sich gestört, alle sind entspannt. Morgens verlässt man den Hafen früh, denn spätestens ab 12 Uhr mittags beginnt im nächsten Hafen der Run auf die knappen Liegeplätze. Die Finnen sehen das rein sportlich und helfen dann auch noch dem letzten Segler, in einem eigentlich schon übervollen Hafen irgendwie noch eine Festmachmöglichkeit für sein Schiff zu bekommen (von einem Liegeplatz kann man da nicht mehr immer sprechen). Wir lernen schnell, passen uns an und starten noch etwas früher, denn Seewolf ist einfach zu groß für einen Bojenplatz in der zweiten Reihe 😀. Am letzten Tag verlässt uns der Wind und wir müssen die letzten 20 Seemeilen nach Mariehamn motoren. Wir sehen auch das ganz sportlich entspannt und stimmen uns ein auf das Rockfestival, das jetzt eine Woche lang Leben in das sonst etwas verschlafene Mariehamn bringen wird.


Tallin – Ausflug ins Mittelalter

4 Tage Tallin – 4 Tage Ausflug ins Mittelalter: verschlungene Kopfsteinpflastergassen, spitzgiebelige alte Kaufmanns- und Handwerkerkäuser, der Rathausplatz, der Domberg, die mächtige  Stadtmauer mit ihren erhabenen Türmen. Und gleichzeitig 3 Tage Hafenfest mit großen Traditionsschiffen, Wickingercamp, Bauernmarkt mit lokalen Spezialitäten, abends Livemusik und großes Feuerwerk.

 


Riga – Tallin

9 Tage Sightseeing und relaxen in Riga. Seewolf ist aufgeräumt und die Wäsche ist gewaschen. Zeit, dass es weiter geht. Peter kommt wieder an Bord und zu zweit wollen wir die 250 Seemeilen nach Tallin zurücklegen. Wir starten mit einem nächtlichen Rodeoritt quer durch die Bucht von Riga bis zur Insel Ruhnu. Knapp 60 Seemeilen bei 4 Beaufort Wind aus West, 1,5 Meter hohen Wellen querab, 1,5 Knoten Gegenströmung und Geschwindigkeiten zwischen 6,5 und 7,5 kn über Grund. Der Wachwechsel alle 1,5 Std. klappt prima, nur mit dem Schlaf ist es bei der Schaukelei etwas schwierig. Auf der kleinen Insel Ruhnu tauchen wir ein in eine andere Welt. Besichtigen die älteste noch erhaltene Holzkirche Estlands und nehmen teil am jährlichen Inselfest. Klein, fein und herzlich. Heile Welt. Von Ruhnu geht es weiter nach Kuressare ( Arensburg) auf der Insel Sareema (Ösel). Klangvolle Namen, eine imposante Bischofsburg, netter Ort, Saxophonkonzert im Kurgarten. Dann nach Kiuvastu auf der Insel Muhu. Natur pur. Auf dem Weg nach Haapsalu begegnen wir der Muhu-Väina-Regatta.  Begegnen heißt, dass uns diese Regatta mit über 100 teilnehmenden Segelyachten aller Klassen bei 6 Bft. Wind in einer Engstelle entgegenkommt. Die Regattateilnehmer hart am Wind mit voller Schräglage auf der Kreuz, wir nur mit kleinem Vorsegel auf Gegenkurs vor dem Wind. Und dann kommt uns an der engsten Stelle zu allem Überfluss auch noch eine Fähre entgegen. Spannend, spannend. Alle sind hoch konzentriert, geben Raum wo es möglich ist, ein kurzes neugieriges Beäugen, ein kleiner Gruß, und vorbei…… Ein irres Gefühl und ein tolles Erlebnis. Von Haapsalu sind es noch knapp 75 Seemeilen bis Tallin. Bei 5-6 Bft. Wind aus SW bis W schießen wir mit Rückenwind in einem Rutsch dorthin. 12 Stunden mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 6 Knoten. Das macht Laune und ist 1000 Mal besser als 5-6 Bft. Wind gegenan, wie sie für den nächsten Tag angesagt sind. Und so erreichen wir Tallin zwei Tage früher als geplant. Darauf trinken wir einen. Prost.