SY Seewolf

Mein Segel-Blog


Mittsommernacht in Schweden

Die wilde Mittsommernachtsparty ist ins Wasser gefallen. Im wahrsten Sinne des Wortes….. Regen….. Und dabei hatten wir uns so gut vorbereitet. Die Skipperin hat gleich zwei selbstgeflochtene Blumenkränze von der Crew bekommen, aber für das luftige Sommerkleidchen war es einfach zu kalt und zu nass. So tanzen wir in unseren Regenjacken im Kreis um den mit Birkenzweigen geschmückten Mittsommerbaum und bewegen uns im Rhythmus der traditionellen schwedischen Tanzlieder. Nach diesem folkloristischen  Auftakt nehmen wir auf dem Schiff unsere Mittsommermahlzeit ein. Gemeinsam bereiten wir mit viel Einsatz unsere Schnecken zu und verspeisen sie mehr oder weniger genussvoll. Gar nicht so einfach; hat man doch nach 5-tägiger gemeinsamer Seereise schon fast ein persönliches Verhältnis zu ihnen entwickelt. Gut, dass wir auch noch etwas Brot und Käse an Bord haben….. Wir leeren die angebrochenen Flaschen Rum, Aquavit, Metaxa und Korn aus der Bordbar und widmen uns danach wieder dem Rotwein. Die Musik an Bord wird immer lauter; die auf den anderen Schiffen auch. Zu fortgeschrittener Stunde, als der Regen nachgelassen hat, tanzen die Skipperin und die Crew bis tief in die Nacht im Cockpit und an Deck zu den Hits von ABBA.


Schärentraum

In Kalmar kommt Siegfried an Bord. Zu dritt wollen wir die ostschwedischen Schären erkunden. Nach kurzem Zwischenstop auf Öland segeln wir zunächst nach Figeholm. Schären für Einsteiger. Wunderschön. Und in Figeholm kommt auch der Sommer. Ganz plötzlich. Als ob jemand den Hebel umgelegt hätte. Peng, und es ist warm. Übermütig springt die Skipperin in das 13  Grad „warme“ Ostseewasser. Das kann die Crew nicht auf sich sitzen lassen…… Ausgelassen plantschen wir im eiskalten Wasser. Wir folgen der Einladung des freundlichen Hafenmeisters zum gemeinsamen Kaffeetrinken mit anderen Crews und abends wird zum ersten Mal gegrillt. So soll es sein! Am nächsten Tag navigieren wir bei herrlichem Sommerwetter durch das enge Schärenfahrwasser. Zunächst noch respektvoll unter Motor (sicher ist sicher), dann mit Genua und Motor auf Standby. Und dann der grosse Augenblick: Motor aus und nur unter Genua gesegelt. Ein erhebender Moment. Das wird für die nächsten drei Tage unsere bevorzugte Segelstellung sein. Sanft gleiten wir durch die wunderschöne Schärenlandschaft. Mal schneller, mal langsamer, vorbei an gefühlten 10.000 kleinen oder grösseren Inseln und Felsen. Gelegentlich gibt es rote und grüne Stangen als Fahrwassermarkierungen, Richtbaken an Land oder im Wasser, kleine Leuchtfeuer und andere Navigationshilfen. Und im Cockpit haben wir ja auch noch die aktuelle Seekarte und den Plotter. Wir laufen beschauliche kleine Häfen an oder ankern in malerischen Buchten. Und – ganz schwedentypisch- gehen mit Heckanker direkt an die Felsen. Wir tauchen immer tiefer ein in die zauberhafte Schärenlandschaft, geniessen die unberührte Natur und das sorgenfreie Leben an Bord, lauschen dem Zwitschern der Vögel und bekämpfen abends die lästigen Stechmücken. Nachts wird es nicht mehr richtig dunkel und morgens um halb 3 scheint schon wieder die Sonne. Ein Teil der Crew sucht den ultimativen Kick und nächtigt im Schlafsack auf den Felsen. In Arkösund sammeln wir eimerweise Schnecken, die wir 4 Tage mit auf Segelreise nehmen, damit sie fasten und wir sie danach verspeisen können…. Auf Öja/Landsort ist es so schön, dass es uns die Sprache verschlägt. Wir sind angekommen im Paradies. Geiler geht kaum….. Und jetzt sind wir auf Utö und bereiten uns auf die wilde Mittsommernachtsparty vor.

 


Meilenfresser

Am Donnerstag, dem 4. Juni starten wir den zweiten Anlauf für den diesjährigen Sommertörn zu den ostschwedischen Schären und nach Stockholm. Und diesmal läuft es gut. Fehmarn – Klintholm – Ystad – Bornholm. 160 Seemeilen in drei Tagen. Sportliches Segeln bei fast noch arktischen Temperaturen. Tagsüber sind Wintermütze und Fleecehandschuhe angesagt; Nachts kommt die Wärmflasche zum Einsatz. Auf Bornholm legen wir einen Ruhetag ein, erkunden mit den Fahrrädern die Insel, essen die berühmten Räucherheringe, besichtigen die Festung Hammerhus und eine der typischen Bornholmer Rundkirchen. Dann ruft die See wieder. Uitklippan -Kalmar ; zwei weitere grosse Schläge. 120 Seemeilen. Wind 4-6 Beaufort aus SW; da geht die Post ab. Seewolf läuft wie auf Schienen. Perfekt. Und aus den Lautsprechern schallt Santiano, Westernhagen und Wolfgang Ambros, der Watzmann….


Start mit Hindernissen

Montag, der 1. Juni 2015, Start zum grossen Sommertörn. Nach stürmischer und regenreicher Nacht hat es sich am Morgen etwas beruhigt. Bei 4-5 Beaufort Wind aus West starten wir, um Richtung Nordost zu fahren. Tagesziel Gedser oder Klintholm auf Mòn; je nachdem wie es läuft. Und es läuft zunächst mal gut; flott jedenfalls. 6,5 Knoten über Grund. Gar nicht schlecht für den Anfang. Störend ist nur, dass sich beim  Ausrollen des Vorsegels die Ausholleine unter der Furlexrolle verkeilt. Peter geht nach vorne und dröselt sie auseinander. Zweiter Versuch – gleiches Ergebnis. Peter wieder nach vorne, Leine wieder auseinanderdröseln. Die Rolle dreht mit, obwohl sie das nicht sollte. Mmmm ??? Provisorische Fixierung der Rolle mit Bändseln. Wir queren den Kiel-Ostsee Schifffahrtsweg, schaukeln bei nachlassendem Wind und alter Dünung nur unter Genua vor dem Wind Richtung Dänemark. Und dann kommt plötzlich die Genua runter. Einfach so. Ohne Vorankündigung und ohne ersichtlichen Grund…??? Was ist das denn??? Maschine an und zurück nach Fehmarn. Mittlerweile ist es fast windstill und Peter zieht die Skipperin doppelt gesichert mit dem Bootsmannsstuhl in die Mastspitze. Ganz schön luftig auf 20 Meter Höhe. Hier oben schiesst die Skipperin ein paar spektakuläre Fotos und findet den Schlitten vom Vorsegel. Der Schnappschäkel war aufgegangen !!! Einfach so. Nix kaputt. Einfach aufgegangen. So etwas hat der Rigger noch nie gehört. Und unten an der Furlex-Rolle fehlt ein Bolzen. So etwas hat der Rigger noch nie erlebt. Als alle Probleme beseitigt sind, kachelt es wieder mit 7 Beaufort Windstärke. Da bleiben wir doch lieber noch einen Tag auf Fehmarn. Morgen starten wir den zweiten Versuch. Angesagt sind westliche Winde 5 bis 6 Beaufort. Hoffen wir, dass es nicht mehr wird…. Alles wird gut…..