SY Seewolf

Mein Segel-Blog


Die Riviera am Skagerrak

Mit Franz und Petra von Kristiansand nach Oslo

Franz und Petra hatten versprochen, die Sonne mitzubringen. Die haben sie zunächst aber zusammen mit dem Nachschub an Weisswein gut in ihrem Gepäck verstaut. Denn bei ihrer Ankunft in Kristiansand regnet es in Strömen. Und der Wind schiebt die Wellen in die Hafenbucht, wo sie unkontrolliert brechen. Der Beton-Schwimmsteg und Seewolf tanzen um die Wette. Leider nicht im Gleichtakt und es bleibt offen, wer wen geküsst hat. Fakt ist jedenfalls, dass aus einer Leine zwei werden, der Betonsteg unversehrt bleibt und Seewolf am Bug mit einem kleinen Andenken an Norwegen nach Hause kehren wird. Es folgen schöne Segeltage bei überwiegend freundlichem Sommerwetter. Lillesand, Arendal, Risör, Kragerö –  hier ist sie, die Riviera des Skagerrak: malerische weisse Orte, einer schöner als der andere.  Schmucke Holzhäuser und stolze Villen, ganz in weiss. Enge Kopfsteinplastergassen, grossartige Promenaden und Badestrände! In Tvedestrand werden wir Opfer unserer fehlenden Norwegisch-Kenntnisse und ziehen am Automaten für 200 NOK ein Parkticket für Seewolf. Könnten ihn jetzt bis zum nächsten Morgen auf dem Parkplatz abstellen 😀. Gut, dass der Hafenmeister ein Einsehen hat…  Risör, ebenfalls eine der „Perlen des Südens“ empfängt uns mit strömendem Regen und 6 Bft. Wind im übervollen Hafenbecken, wo wir den Nachmittag schaukelig im 4.Päckchen abwettern. Schade auch für die prachtvollen Holzboote, die sich hier zum Holzboote-Festival präsentieren. Gerne hätten wir sie uns näher angeschaut. Das Wetter bleibt abwechslungsreich. Sonnen-und Regentage wechseln einander ab; Flaute, Segelwind und Sturm auch. Wir wettern ab wo es geboten ist und wenn wir fahren können, geniessen wir die schöne Landschaft Südnorwegens. Petra steuert uns sicher durch alle Engstellen und entwickelt sich zur Spezialistin für 120-Grad zum Wind Segelkurse ⛵️. In Åsgårdstrand besichtigen wir das Sommerhaus von Edvard Munch. Von dort ist es noch eine Tagesetappe bis nach Oslo. Seewolf bekommt einen tollen Liegeplatz im Königlich Norwegischen Segelclub und aus der Segelcrew werden Sightseeing-Touristen…..


Segeln und Wandern

Bergen -Kristiansand mit Peter und Jürgen

Wer mit der Skipperin nach Norwegen segelt, der sollte neben regenfester Segelkleidung auch eine geeignete Wanderausrüstung einpacken. Sonst kann es ihm gehen wie Jürgen, der sich im Hardangerfjord neue Wanderschuhe kaufen muss. Sein Leichtschuhwerk hat nämlich schon die erste Wanderung auf den Hausberg von Rosendal nicht überstanden. Dabei haben wir doch nur den „Familienwanderweg“ und nicht den „feuchten“ Weg gewählt. So jedenfalls die Klassifizierung des norwegischen Ehepaares, das uns im glitschigen Aufstieg leichtfüssig überholt. Mit neuem Schuhwerk wandern wir am nächsten Tag von Sundal bis zum Gletschersee Bondhusvatnet, wo wir einen herrlichen Blick auf den Folgsfonn-Gletscher haben. Diesmal ist der Weg wirklich trocken und das bischen Nieselregen auf dem Rückweg nehmen wir schon gar nicht mehr wahr. Von Rosendal segeln und motoren wir über Haugesund nach Stavanger, wo wir bei herrlichem Sommerwetter den berühmten Preikestolen erklimmen. Ein grandioser Blick von dem atemberaubenden Felsplateau auf den tief unter uns liegenden Lysefjord belohnt uns für die Mühen des Aufstiegs. Einfach grossartig!  Den kulinarischen Höhepunkt unseres Törns erleben wir in Korshavn; hier gibt es frische „krabs“ zu kaufen. Die vermeintlichen Nordseekrabben entpuppen sich als sog. Wollhandkrabben. Der Sohn des Fischers meint es gut mit uns und liefert uns frei Schiff für ca. 10 Euro eine riesige Plastiktüte mit ca. 25-30 dieser handtellergrossen Krustentiere. Mit den schönsten Exemplaren machen wir erst mal ein Fotoshooting an Deck. Danach mutiert die Pantry zur Grossküche und im Cockpit wird die Werkzeugkiste bereit gestellt. Mit scharfen Messern, Wasserpumpenzange, Spitz- und Flachzange gehen wir mehr oder weniger fachmännisch zu Werke um die harten Panzer und Scheren zu knacken. Wir werden satt und die sterblichen Überreste werden am nächsten Tag vor Kap  Lindesness einer würdevollen Seebestattung zugeführt. Der leichte Fischgeruch begleitet uns noch ca. 2  Tage an Bord und hat wohl auch eine Qualle angelockt, die über den Toilettenzulauf den Weg in unser Schiff gesucht und gefunden hat. Das Ergebnis soll hier nicht näher ausgeführt werden….. Zum Abschluss des Törns wollen wir von Mandal nach Kristiansand noch einmal schön segeln. Aber aus angesagten 3-4 Bft am Wind werden 5-6 Bft. gegenan bei hackiger See und Dauerregen und so bleiben uns nur die letzten 6 Seemeilen Genusssegeln unter Genua in der Sonne.


Segeln in den Fjorden

Segeln in den norwegischen Fjorden – das ist ein ganz spezielles Thema. Das heisst, eigentlich ist es gar kein Thema, denn in den norwegischen Fjorden gibt es fast keine Segler. Weil…… im Grunde kann man hier gar nicht segeln; jedenfalls nicht richtig. Meistens gibt es sowieso keinen Wind, weil die hohen Berge den Wind  abhalten. Dann muss man motoren. Und wenn dann doch mal Wind da ist, dann kommt er entweder genau von vorne oder genau von hinten; und zwar egal, in welche Richtung man gerade fährt. Das ist so, weil der Wind sich dem Verlauf des Fjords anpasst. Und weil er dann auch noch vor und hinter jeder Kurve seine Stärke ändert, muss man auch bei Wind meistens motoren. Der Strom kommt sowieso immer mit 1-2 kn. von vorne.

All das schreckt uns aber nicht ab! Mit Siegfried und Andy machen wir uns auf zum Sognefjord. Fahren am ersten Tag von Bergen durch den Herdlefjord (unter Motor) zur Insel Fetje. Am nächsten Tag geht es bei 4-5 Bft. Wind aus Süd unter Segeln in den Sognefjord! Flotte Fahrt. Herrlich. Wenn es nur nicht so viel regnen würde. 😂 Der aufgespannte Regenschirm bietet dem Rudergänger nur eingeschränkten Wetterschutz ☔️. Übernachtung in Bjordal am Pier vor dem Kaufmannsladen. Weiter durch den Sognefjord – teils unter Motor, teils unter Segeln- , an Balestrand vorbei in den Fjærlandsfjord. Im Hintergrund ist in der Sonne schon der Jostedalsbreen zu sehen, der grösste Gletscher des europäischen Binnenlandes. Am Ende des Fjordes liegt der kleine malerische Ort Fjærland, eingebettet in eine traumhafte Landschaft am Fusse des Gletschers. Hier machen wir fest und verleben in einer Bilderbuchlandschaft zwei perfekte Tage. Sommer in den norwegischen Fjorden, wie es besser nicht sein könnte. Besuch des Gletschermuseums, Ausflug zu den Gletschern, Wanderung zu den Wasserfällen mit Picknick in der unberührten Natur, Kaffeetrinken im traditionsreichen Hotel Mundal. In der Abendstimmung posieren Seewolf und die Skipperin als Fotomotiv für die koreanischen Touristen. Am nächsten Tag mit dem Bus durch den grossen Tunnel auf die andere Seite des Gletschers nach Skei. Dort machen wir eine weitere schöne Bergwanderung und Andy kauft sich eine neue „Regnbukse“. Die wird auf der Fahrt nach Skjerjehamn auch gleich einem ersten Belastungstest unterzogen. Am letzten Tag geht es bei perfekten Segelbedingungen, Wind NW 3-4 Bft. und Sonne, unter Segeln durch den Fedjefjord und den Hjeltefjord zurück nach Bergen. Wer sagt eigentlich, dass man in den norwegischen Fjorden nicht segeln kann ?…..


12 Grad und Regen

Nein, so haben wir uns den norwegischen Sommer nicht vorgestellt. Die Temperaturen bewegen sich bei konstanten 12 Grad Celsius, es schüttet wie aus Eimern, und der Wind macht was er will. Weht entweder gar nicht oder zu stark; aber jedenfalls immer von vorne und reisst dann auch noch beim Vorsegel eine Naht auf. Die Webasto-Standheizung läuft im Dauerbetrieb und das Early-Morning-Coffee-Meeting wird zum Ritual:  Lagebesprechung in der Kommandozentrale in der Achterkabine 😀. Stavanger im Regen, Leirvik im Regen, Bergen im Regen. Die schöne Landschaft, die wir im Dunst und Nebel nur erahnen können, strahlt uns in den Häfen auf bunten Hochglanzbroschüren entgegen. Nein, so haben wir uns den norwegischen Sommer wirklich nicht vorgestellt 🙁. Zu allem Überfluss legt dann auch noch die Standheizung eine unplanmässige Pause ein. Nach 2  Tagen Dauerregen in Bergen und Reparatur der Standheizung kommt er endlich: der norwegische Sommer. Blauer Himmel, Sonne, Temperatur um 24 Grad , grandiose Landschaften, toller Segelwind…..⛵⛵⛵. Ja, so haben wir uns das vorgestellt…..so kann es bleiben…….


Auf nach Norwegen

Mit neuer Crew soll es von Hals in Dänemark nach Norwegen gehen. Unser Ziel ist Bergen und die SAR-Crew ist hochmotiviert. SAR – das steht hier nicht für Search And Rescue, sondern für Siegfried, Albrecht, Renate. In dieser Besetzung haben wir im letzten Jahr Danzig-Riga bewältigt; und nun der grosse Schlag nach Norwegen. Aber zunächst müssen wir den Limfjord von Ost nach West durchfahren. Das sind 60 sm Tonnenstrich bei schwülem, sonnigen Sommerwetter und Seehunden auf Steuerbord. Aber aufgepasst! Wo die Seehunde sind, ist es flach…..sehr flach! Nach einem stürmischen Zwischenstopp in Nykøbing/Mors dann noch einmal 35 sm auf der Kreuz bei Wind 4-6 Beaufort gegenan bis Thyborøn auf der Westseite des Limfjords. 2 Stunden Pause, Mittagessen, etwas ausruhen. Dann wieder abgelegt, Ziel Egersund/Norwegen. Schon bei der Ausfahrt aus dem Limfjord haben wir sehr unruhiges Wasser und ordentlich Gegenströmung. Hinter den Molenköpfen schlägt das Universum dann erbarmungslos zu. Das Meer ist noch aufgepeitscht von dem gestrigen Sturm. Eine extreme Kreuzsee macht Seewolf zum Spielball der Naturgewalten. Rodeoritt durchs Wasser. Keine Chance, das Schiff einigermassen vernünftig zu steuern. Wir haben verstanden, kehren um und fahren wieder zurück in den sicheren Hafen von Thyborøn. Am nächsten Tag ist es besser. Der Wind weht nur noch mit konstanten 4-5 Bft. aus WSW, die See ist immer noch sehr unruhig, aber beherrschbar, und wir können hart am Wind Kurs Egersund anlegen. 130 Seemeilen liegen vor uns; ein sonniger Tag und eine kalte Nacht auf See. Es wird eine flotte, aber anspruchsvolle Überfahrt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6,5 Knoten. Um 23:30 sehen wir Kap Lindesness auf Steuerbord querab. Weiter geht es durch die Nacht, in der es so kurz vor Mittsommer nicht mehr ganz dunkel wird. Morgens um 8 Uhr erreichen wir Egersund und machen Seewolf im sicheren Hafen fest. Norwegen, hier sind wir – nun kann es weiter gehen…..