In Kalmar kommen Peter und Otto an Bord. Stocken die Alkoholvorräte auf und wollen Seewolf zusammen mit der Skipperin zurück nach Fehmarn segeln. Wir haben ein Zeitfenster von 1 1/2 Wochen eingeplant; das sollte reichen. Alles läuft planmäßig. In der Morgendämmerung legen wir ab und erleben einen wunderschönen Sonnenaufgang unter Segeln auf dem Kalmarsund. Bei 4-6 Bft. Wind aus O bis SO kommen wir flott voran und erreichen unser Tagesziel Karlskrona nach 10 Stunden. Am nächsten Tag geht es wieder früh los. Wieder ordentlich Wind und wieder flottes Segeln. Go Seewolf Go. Doch dann werden wir ausgebremst. Seewolf braucht ein Ersatzteil und wir sitzen erst mal fest. Urlaub auf der Insel Hanö….. Wir zählen die Steine und fangen an, Bücher zu lesen. Die Skipperin verwöhnt die Crew mit selbstgebackenen Muffins; die Crew verwöhnt die Skipperin mit leckeren Gummibärchen. Wir machen zwei Ausflüge zum Festland, nach Nogersund und Sölvesborg, und stellen fest, dass dort noch weniger los ist als auf Hanö….. Unser Zwangsstop dauert fast eine Woche. In der Zwischenzeit bauen sich auf der Nordsee die ersten Sturmtiefs auf und auch für die westliche Ostsee ist fürs Wochenende Sturm angesagt. Jetzt könnte es doch noch knapp werden. Über Simrishamm schaffen wir es bei zunehmenden Winden bis Ystad. Dort gibts erst mal wieder einen unplanmäßigen Zwischenstop. Zu viel Wind. Wir sitzen fest. Was tun? Seewolf hier lassen und mit dem Zug nach Hause? Wir studieren schon die Bahnverbindungen, da tut sich ein kleines Wetterfenster auf. Das könnten wir nutzen, um zumindest schon mal zur Insel Møn zu kommen und von dort, wenn das Wetterfenster anhält, vor dem Sturm noch Warnemünde erreichen. Der Sommer ist vorbei. Die Temperaturen sinken. Mützen und Handschuhe werden wieder ausgepackt. Wir wärmen uns mit heißem Tee und heißen Suppen. Sonne und Regen wechseln sich ab und der Wind kann sich nicht entscheiden, ob er mit der vorhergesagten Stärke aus der vorhergesagten Richtung blasen soll. Er tut es nicht und bald steht fest, dass wir unser Tagesziel Klintholm auf Møn nicht im Hellen erreichen werden. Ausgebremst. Wir disponieren um und nehmen gleich Kurs auf Warnemünde. Dann eben eine Nachtfahrt. Wollte Peter schon immer mal machen. Die Bedingungen dafür sind gut. Die See hat sich etwas beruhigt und der Wind bläst gleichmäßig und moderat aus Südost. Es folgt eine traumhafte Nacht unter voller Besegelung. An Steuerbord der Hauptschifffahrtsweg in die Ostsee. Hier reihen sich die Tanker, Frachter und die hell beleuchteten Fähren und Kreuzfahrtschiffe wie Perlen an einer Schnur. An Backbord die blinkenden Leuchttürme von Hiddensee, Darßer Ort und Wustrow. Und von schräg achtern erleuchtet der zunehmende Mond unsere Segel. So schön kann Segeln sein. Go Seewolf Go. Doch wir haben uns zu früh gefreut. Kurz vor Warnemünde, es wird schon langsam hell, werden wir wieder ausgebremst. Der Wind dreht auf Südwest und wir fangen an zu kreuzen. Das macht jetzt wenig Sinn. Zumal für den Nachmittag Starkwind aus Südwest und für morgen Sturm aus Nordwest angesagt ist. Also gleich durch bis Fehmarn. Das schaffen wir jetzt auch noch. Sind doch schließlich nur noch knapp 30 Seemeilen. Wir legen Kurs Nordwest an und ab geht die Post. Go Seewolf Go. Der Wind nimmt zu, 4 Bft, 5 Bft, 6 Bft und dazu wieder eine kabbelige See. Am Freitag nachmittag um 14 Uhr, nach 31 Stunden und 141,5 Seemeilen Nonstop auf See, erreichen wir den Yachthafen von Burgtiefe. Stolz trinken wir unser Anlegebier und legen uns danach erst mal Schlafen. Als wir zwei Stunden später wach werden, ist er da, der Sturm. Bläst zwei Tage lang wie vorhergesagt mit 7-8 Beaufort aus Nordwest. Da haben wir wohl alles richtig gemacht….