SY Seewolf

Mein Segel-Blog


Arbeitsurlaub

Zwei Wochen Arbeitsurlaub zu Hause. Zwei Wochen volles Programm.  Alles durchgetaktet. Kaum Zeit zum Verschnaufen. Und das bei einer spätsommerlichen Hitzewelle mit Sonne und Temperaturen von 25-27 Grad. 🌞 Da könnte man sich auch zu Hause etwas Schöneres vorstellen. Dann zurück nach Stockholm. 14 Grad und Regen. Hmmm. Das ist jetzt nicht sonderlich originell. Das muss jetzt wirklich nicht sein. Ist aber so. Kein Scherz. Und soll auch die nächsten Tage nicht besser werden. Hmmm. Wird es dann aber doch. Regen nur noch nachts und tagsüber weitgehend trocken. Sogar etwas Sonne. Na also, geht doch. Am Sonntag kommt Horst. Dann geht es weiter. Bis dahin erholt sich die Skipperin an Bord von ihrem Arbeitsurlaub zu Hause. Ausschlafen und Nichtstun. Auch mal schön. Wenn nur der Liegeplatz im Hafen nicht so schaukelig wäre…….😀

 


Mariehamn – Stockholm

Eine Woche Sommer in den Schären mit Peter, Dana, dem Flamingo Rudi; mit Riesenameisen und Elchen, Steinmännchen, Wanderstöcken, Stechmücken, Blaubeeren, Grillwürstchen und ungezählten Wenden beim Segeln gegen den Wind.

Doch alles schön der Reihe nach: In Rödhamn auf den Alands bauen wir Steinmännchen, klettern auf die an Land stehenden Seezeichen aus der Zarenzeit, blasen Rudi auf und gehen mit ihm und einer Dose Bier schwimmen. Abends machen wir auf den Felsen unsere erste Grill-Session. Wir laben uns an Dosenbier und leckeren Grillwürstchen, die lästigen Steckmücken laben sich an unserem süßen Blut. In Arholma versuchen wir ihnen zu entkommen und ankern extra in der Mitte der Bucht. Hoffen, dass sie uns dort nicht finden. Hilft aber nix…… Beim gemeinsamen Spaziergang in Furusund schnitzt Peter seinen ersten Wanderstock und findet daran so großen Gefallen, dass es danach bei jedem Landgang einen neuen Wanderstock gibt.  Nur in Stockholm nicht, dabei heißt es doch STOCK-holm 😀. Die Wanderstöcke sind universell einsetzbar. Für sie gibt es an jeder Destination eine spezielle Verwendung. Man kann sich mit ihnen bemerkbar machen, man kann sie als Blindenstock verwenden 😎, mit ihnen die Grillwürstchen wenden, versuchen die lästigen Moskitos zu verjagen oder die Riesenameisen zu bekämpfen 🐜,  die sich in der Dunkelheit aufblähen und dann Dackelgröße erreichen. 😀 Wir entspannen uns zwei Tage im Paradiset mit dem Schiffsbug an den Felsen; hinten der Heckanker und vorne die Vorleinen an Bäumen festgebunden. Wieder schwimmen, diesmal nicht mit Rudi, sondern mit der neuen gelben Ankerboje, wieder Grillwürstchen, Bier und wieder Steckmücken. Dana geht sogar noch im Stockholmer Hafen schwimmen, wo das Wasser so sauerstoffarm ist, dass sich das im 16. Jahrhundert gesunkene Kriegsschiff Vasa über 400 Jahre auf dem Meeresboden konserviert hat. Tolle Perspektive….. Vielleicht hätte die Skipperin hier auch mal schwimmen sollen …. So quasi als Verjüngungskur…😀 . Ach ja, gesegelt sind wir natürlich auch. Bevorzugt gegen den Wind. 52 Wenden auf der nur 9 Seemeilen langen Passage durch den Blidösund. Da laufen die Winschen und die Oberarmmuskulatur gleichermaßen heiß. Und dann noch einmal 56 Wenden auf dem Weg ins Paradiset. Das Paradies muss man sich bekanntlich hart erarbeiten…. Auf der letzten Etappe nach Stockholm gibt die Skipperin zum Leidwesen der Crew 3 Seemeilen vor dem Ziel das Komando „Segel rein“. Genug gekreuzt. ⛵️ Der Dieselmotor will auch noch mal seine Stärke demonstrieren…..⚙


Tallin – Mariehamn

Mit Peter und Burkhard soll es von Tallin durch die finnischen Schären und die Åland-See nach Mariehamn auf den Ålands gehen. Etwas mehr als 200 Seemeilen. Unser erstes Ziel ist Hanko an der Südwest-Spitze Finnlands. Bis dahin sind es Luftlinie von Tallin gut 60 Seemeilen nach Nordwest. Angesagt ist Wind aus West, der später auf Nordwest drehen soll. Unser Plan ist es, mit dem Westwind zunächst zügig den finnischen Meerbusen zu queren und dann mit NW-drehendem Wind Kurs West auf Hanko zu nehmen. So der Plan. Tatsächlich kommt der Wind dann zunächst von WNW, so dass wir die finnische Küste deutlich östlicher erreichen als geplant. Und dann, als wir West fahren müssen, dreht der Wind auch auf West. Was macht der Segler bei Gegenwind? Richtig. Kreuzen. Schönes Segeln, aber bei zunehmendem Wind ein zunehmend mühsames und zeitraubendes Geschäft. So werden aus geplanten 60 Seemeilen schnell 85 Seemeilen und wir erreichen Hanko erst nachts um 1 Uhr nach 19 Stunden auf See. Auch egal, ist ja noch fast hell. Die 2 Stunden “ Dunkelheit“ bis 3 Uhr in der Frühe überbrücken wir im Cockpit mit einigen Dosen Anlegebier. Erst dann geht es für 4 Stunden in die Koje. Um kurz vor 11 Uhr legen wir wieder ab, nehmen erneut Kurs West und tauchen ein in die finnische Schärenlandschaft. Rosala, Jurmo, Kökar, Degerby. Überschaubare Tagesetappen von 25 bis 30 Seemeilen. Entspanntes Segeln bei nördlichen Winden um 3-4 Beaufort. Was uns begeistert ist neben der fantastischen Landschaft die  Offenheit und Freundlichkeit der finnischen Segler, der wir überall begegnen. Wir erhalten Hilfe, wo wir sie benötigen und Hinweise auf lohnende Ziele. Man trifft sich im nächsten oder übernächsten Hafen wieder, begrüßt sich freundlich, und tauscht sich aus. Burkhard packt seine Ukuele aus, wir musizieren im Cockpit, der Engländer vom Nachbarschiff kommt spontan rüber, bringt für uns und den finnischen Nachbarn einen schottischen Single-Malt-Whisky mit und singt mit. Niemand fühlt sich gestört, alle sind entspannt. Morgens verlässt man den Hafen früh, denn spätestens ab 12 Uhr mittags beginnt im nächsten Hafen der Run auf die knappen Liegeplätze. Die Finnen sehen das rein sportlich und helfen dann auch noch dem letzten Segler, in einem eigentlich schon übervollen Hafen irgendwie noch eine Festmachmöglichkeit für sein Schiff zu bekommen (von einem Liegeplatz kann man da nicht mehr immer sprechen). Wir lernen schnell, passen uns an und starten noch etwas früher, denn Seewolf ist einfach zu groß für einen Bojenplatz in der zweiten Reihe 😀. Am letzten Tag verlässt uns der Wind und wir müssen die letzten 20 Seemeilen nach Mariehamn motoren. Wir sehen auch das ganz sportlich entspannt und stimmen uns ein auf das Rockfestival, das jetzt eine Woche lang Leben in das sonst etwas verschlafene Mariehamn bringen wird.


Tallin – Ausflug ins Mittelalter

4 Tage Tallin – 4 Tage Ausflug ins Mittelalter: verschlungene Kopfsteinpflastergassen, spitzgiebelige alte Kaufmanns- und Handwerkerkäuser, der Rathausplatz, der Domberg, die mächtige  Stadtmauer mit ihren erhabenen Türmen. Und gleichzeitig 3 Tage Hafenfest mit großen Traditionsschiffen, Wickingercamp, Bauernmarkt mit lokalen Spezialitäten, abends Livemusik und großes Feuerwerk.

 


Riga – Tallin

9 Tage Sightseeing und relaxen in Riga. Seewolf ist aufgeräumt und die Wäsche ist gewaschen. Zeit, dass es weiter geht. Peter kommt wieder an Bord und zu zweit wollen wir die 250 Seemeilen nach Tallin zurücklegen. Wir starten mit einem nächtlichen Rodeoritt quer durch die Bucht von Riga bis zur Insel Ruhnu. Knapp 60 Seemeilen bei 4 Beaufort Wind aus West, 1,5 Meter hohen Wellen querab, 1,5 Knoten Gegenströmung und Geschwindigkeiten zwischen 6,5 und 7,5 kn über Grund. Der Wachwechsel alle 1,5 Std. klappt prima, nur mit dem Schlaf ist es bei der Schaukelei etwas schwierig. Auf der kleinen Insel Ruhnu tauchen wir ein in eine andere Welt. Besichtigen die älteste noch erhaltene Holzkirche Estlands und nehmen teil am jährlichen Inselfest. Klein, fein und herzlich. Heile Welt. Von Ruhnu geht es weiter nach Kuressare ( Arensburg) auf der Insel Sareema (Ösel). Klangvolle Namen, eine imposante Bischofsburg, netter Ort, Saxophonkonzert im Kurgarten. Dann nach Kiuvastu auf der Insel Muhu. Natur pur. Auf dem Weg nach Haapsalu begegnen wir der Muhu-Väina-Regatta.  Begegnen heißt, dass uns diese Regatta mit über 100 teilnehmenden Segelyachten aller Klassen bei 6 Bft. Wind in einer Engstelle entgegenkommt. Die Regattateilnehmer hart am Wind mit voller Schräglage auf der Kreuz, wir nur mit kleinem Vorsegel auf Gegenkurs vor dem Wind. Und dann kommt uns an der engsten Stelle zu allem Überfluss auch noch eine Fähre entgegen. Spannend, spannend. Alle sind hoch konzentriert, geben Raum wo es möglich ist, ein kurzes neugieriges Beäugen, ein kleiner Gruß, und vorbei…… Ein irres Gefühl und ein tolles Erlebnis. Von Haapsalu sind es noch knapp 75 Seemeilen bis Tallin. Bei 5-6 Bft. Wind aus SW bis W schießen wir mit Rückenwind in einem Rutsch dorthin. 12 Stunden mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 6 Knoten. Das macht Laune und ist 1000 Mal besser als 5-6 Bft. Wind gegenan, wie sie für den nächsten Tag angesagt sind. Und so erreichen wir Tallin zwei Tage früher als geplant. Darauf trinken wir einen. Prost.